Als mir meine Wut ihre Liebe gestand

Die Macht der Wut:

Wie Frauen das Patriarchat herausfordern

Oder

Als mir meine Wut ihre Liebe gestand

Meine Wut setzt sich zu mir. „Magst du mich nicht?“
Ich antworte ihr unterkühlt. „Wir dürfen keine Freunde sein.“
„Wer sagt das?“
Ich schau sie an. „Du bist verpönt – Ich gut erzogen. Ich habe Kontrolle über mich und meine Gefühle.“
Das Patriarchat sagt zu Mädchen:
„Sei süß, lieb und freundlich.“ – Darin liegt die Macht der Frau!?
Im schön sein. Im sich schön verhalten.
Ansonsten wirst Du nicht gemocht und bleibst für immer allein.
Meine Wut stupst mich an. „Typisch deutsch. Wie war das mit dem Stock und …“ Sie räuspert „Popo“ hinterher. „In anderen Teilen dieser Welt haben Menschen nicht so große Angst vor ihren Emotionen.“
„Angst? Ich habe keine Angst! Du bist hier nur nicht willkommen.“

Warum Wut ein wichtiges Werkzeug im Kampf gegen das Patriarchat ist

Bist du bereit, deine Wut in eine Superpower zu verwandeln?

Hast Du je gefühlt, dass Wut Dich mit einer unerwarteten Energie erfüllt? Diese Emotion ist weit mehr als ein flüchtiger Moment der Frustration – es ist eine transformative Energie, die uns Stärke verleiht, uns gegen Unterdrückung aufzulehnen. Wut signalisiert, wo Grenzen überschritten werden und wo wir aufstehen müssen. Sie birgt in sich das Potenzial, die Fesseln des Patriarchats zu sprengen und den Weg für Gleichstellung zu ebnen.

Die Wut beim Mann demonstriert vermeintliche Macht.
Die Wut bei der Frau wirkt hysterisch, zickig und sie wird nicht ernst genommen.

Anstatt Deine Wut zu dämpfen, erkenne sie als einen mächtigen Verbündeten an. Sie hat die Macht, als Katalysator für sozialen Wandel zu dienen, sie motiviert uns, für unsere Rechte einzustehen und Ungerechtigkeit lautstark anzuprangern. Wir dürfen unsere Wut nicht als Schwäche missverstehen, denn sie ist Ausdruck unserer inneren Stärke und unseres Mutes, für eine gerechtere Gesellschaft zu kämpfen.

Nehmen wir unsere wutgetriebenen Emotionen und lenken sie in konstruktive Bahnen, um eine starke Frauenbewegung zu formen, die sich gegen das Patriarchat stemmt. Es ist Zeit, die Macht der Wut als treibende Kraft für Veränderung zu würdigen und sie bewusst in unserem Kampf für eine Welt, in der Gleichbereitschaft keine Utopie, sondern Realität ist, einzusetzen.

Wie äußert sich Wut?

Wut ist die Angst vor Kontrollverlust.
Wut ist die Balance, für mich selbst einzustehen.
Wut ist gewaltig, aber es liegt an mir, dass sie nicht in Gewalt ausartet.
Wut schreit mich an, dass etwas nicht stimmt.
Wut stößt mich weg, um mich zu beschützen.
Wut zerrt an mir, um mich zu befreien.

Was steckt hinter dem Gefühl Wut?

Die Wut weiß, dass du schlecht behandelt wurdest.
Die Wut weiß, dass du es verdient hast, gut behandelt zu werden.
Was dir deine Kraft nimmt, sind nicht deine Emotionen, deine Wut, dein Zorn, deine Ängste, es ist die Rolle, die du in der Gesellschaft aufrechterhältst.
Wann immer sich Wut zeigt, stellt sie dir die Frage, wie lange du dir noch Stress machen möchtest und dich unterm Wert verkaufst.

Wut als Motor des Wandels: Wie Frauen ihre Emotionen nutzen, um Veränderungen herbeizuführen

Wie viele Frauen sind wütend? Wir sind bereit, das Patriarchat herauszufordern. Diese Wut ist kein stilles Leiden, sondern ein kraftvoller Motor für Veränderung, der uns Frauen antreibt, unermüdlich für Gleichberechtigung und Respekt zu kämpfen. Frauen, die sich trauen, ihre Wut zu nutzen und in positive Bahnen zu lenken, bewirken aktiv Veränderung und verleihen jenen eine Stimme, die allzu oft ignoriert werden.

Die Zeit des Schweigens ist vorbei. Statt weibliche Wut als gefährlich zu brandmarken, stehen unerschrockene Frauen auf und tragen ihre Gefühle selbstbewusst nach außen. Verbunden in Solidarität und Einigkeit, entfachen wir durch unsere kollektive Kraft das Feuer des Wandels – gemeinsam erschaffen wir eine Gesellschaft, in der Gleichberechtigung und Empowerment nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind.

Die Unterdrückung der weiblichen Wut: Warum sie oft als bedrohlich angesehen wird

Als ich ein kleines Mädchen war bin ich einmal mit dem Fahrrad gestürzt. Ich habe mir das Knie aufgeschlagen und Blut rann über das Bein. Ich habe gebrüllt. Ich habe geschrien als würde ich brennen und war nicht zu beruhigen. Ich kann mich genau erinnern, wie ich mich dem Schreien hingegeben habe. Ich habe mich in das Gefühl reingelegt und wurde von ihm weggeschwemmt. Das Knie hat mich gar nicht interessiert, das habe ich gar nicht wahrgenommen. Nein, es war die Gelegenheit, all meinen inneren Schmerz rauszuschreien und loszulassen. All die Ungerechtigkeit und Abwesenheit von Liebe konnte ich aus mir herausbrüllen.

Das war der Tag, an dem ich mit meiner Wut Freundschaft schloss.

Mein Freund die Wut ist sehr stark, mit Aufmerksamkeitsdefiziden. Wenn ich sie nicht beachte oder wegschicke, macht sie sehr viel Ärger und viel kaputt.

Die Zeit des Schweigens ist vorbei – es war nie unsere Wahl, sondern ein erzwungenes Spiel der patriarchalen Machtstrukturen. Unsere Gesellschaft wurde darauf konditioniert, vor der Kraft weiblicher Wut zurückzuschrecken, sie zu dämonisieren statt sie als eine legitime Emotion anzuerkennen. Doch stellen wir uns die Frage: Warum zittert das Patriarchat vor unserer wütenden Stimme? Unser Zorn birgt die Macht, das Althergebrachte zu erschüttern und Wege zur Freiheit und Gerechtigkeit zu ebnen.

Uns wird gesagt, wir sollen unsere Wut im Zaum halten, sie verbergen – in diesem Akt der Unterdrückung schwingt der Versuch, uns mundtot zu machen und unsere Dynamik zu lähmen. Jetzt ist es an uns, den Wandel voranzutreiben und Wut nicht länger als Sünde, sondern als unseren Verbündeten zu sehen. Es ist Zeit, die Ketten zu sprengen, die transformative Kraft unseres Zorns zu entfesseln – denn nur so entfachen wir den Wandel, den wir ersehnen.

Die andere Seite von Wut: Aggression und Gewalt.

Wut zerstört – ihre Kraft und die Auswirkungen dürfen wir keinesfalls unterschätzen.
Sie frisst sich in deinen Körper, oder explodiert nach außen.

Doch wo finden wir ihre Wurzeln?

Es ist mir zu eindimensional, zu sagen: Soll der Täter zur Therapie, bevor er zum Täter wird, damit die Opfer nicht jahrelang darunter leiden müssen.

Unser System fördert aktiv die Täter und lässt Opfer im Stich – das zeigt sich bereits deutlich in Fällen von Kindesmissbrauch, in denen Täter oft ungeschoren davonkommen. Auch sexuelle Gewalt zieht selten ernsthafte Konsequenzen nach sich. Die gesellschaftliche Konditionierung auf die Umkehrung von Täter-Opfer-Rollen ist nicht zu übersehen.

Alkoholkonsum wird gesellschaftlich weitgehend akzeptiert, und allzu oft tragen Kinder in Familien mit alkoholabhängigen, gewalttätigen Elternteilen die Last der Verantwortung. Unsere Gesellschaft driftet in Anonymität, Isolation, vorbeilebend, aggressiv auf sozialen Medien und im echten Leben – wie oft ignorieren wir die ewig streitenden Nachbarn: Hauptsache, nicht einmischen!

Jugendämter sind am Rande ihrer Kapazitäten, Schulsysteme veraltet und voll von Mängeln. Wo setzt die Politik den Rotstift an? Im Bereich Kinder und Soziales – die, die sich am wenigsten wehren. Ein Biotop aus Perspektivlosigkeit, fehlende Grenzen und Gleichgültigkeit, eine Psychologie aus Zorn. In einer stress- und gewaltfördernde Gesellschaft ohne Wertschätzung und ohne Hilfsangebote finden Narzissmus und gewalttätigen Persönlichkeiten ihren Lebensraum. So etwas kommt weder unerwartet noch überraschend, das ist eine bekannte und logische Konsequenz.

Dieses Verständnis ist keine Entschuldigung für Männer, die in Wut oder Frust ihre Familien misshandeln. Es ist meine klare Botschaft: Politik und Gesellschaft müssen aufwachen und zerstörerische Gefühlswelten nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern ihre Förderung aktiv stoppen. Denn unsere Kinder, das größte Kapital der Gesellschaft, erfahren Verachtung, anstatt geschätzt zu werden.

Und doch bürden wir denselben Kindern die Last auf, aus unserem Scherbenhaufen eine Zukunft zu bauen und unsere Renten und Pflege zu sichern.

Welche Art von Wut gibt es?

Wut ist ein facettenreiches Gefühl und kann in verschiedensten Formen auftreten.

Da ist zum einen die impulsive Wut, die blitzschnell und heftig aufflammt, oft als direkte Reaktion auf eine wahrgenommene Ungerechtigkeit, überschrittene Grenzen oder Frustration.

Dann gibt es die instrumentelle Wut, die bewusst als Mittel zum Zweck eingesetzt wird, um bestimmte Ziele zu erreichen oder eine Veränderung zu erzwingen.

Nicht zu vergessen ist die konstruktive Wut, die, obwohl sie aus einer Verletzung entsteht, kanalisiert und in positive, transformative Aktion umgewandelt wird.

Daneben gibt es auch die passive Wut, die weniger durch Ausbrüche als vielmehr durch Zurückhaltung, Sarkasmus oder stille Missbilligung zum Ausdruck kommt.

Schließlich existiert noch die tief verwurzelte Wut, die chronisch werden kann und aus langanhaltenden Erfahrungen von Enttäuschung oder Ungerechtigkeit herrührt.

In all ihren Erscheinungsformen ist Wut ein mächtiges, menschliches Gefühl, das unsere Aufmerksamkeit auf mögliche Verletzungen unserer Werte und Grenzen lenkt.

Wenn ich meine Wut nicht beachte,
dann esse ich sie rein,
trinke ich sie weg,
arbeite ich sie weg,
sexualisiere ich sie weg,
kaufe ich sie weg.
Wut ist Energie.
Energie nimmt sich ihren Raum.
Nur Ich entscheide, ob es ein Raum voll Liebe oder Hass ist.

Empowerment durch kollektive Kraft: Solidarität und Zusammenhalt in feministischen Bewegungen

Stell dir vor, unsere gemeinsame Wut ist nicht nur ein Funke, sondern eine lodernde Fackel, die den Weg für eine bessere Zukunft beleuchtet! Wenn wir zusammenstehen, verschmelzen unsere zornigen Herzen zu einer unüberwindbaren Kraft, die uns alle voranbringt. Gemeinsam rebellieren wir gegen jede Form von Ungerechtigkeit, und ich sage dir, diese Solidarität macht uns unbesiegbar. Lass uns laut sein, lass uns wütend sein und lass uns unermüdlich für unsere Rechte einstehen.

Deine Leidenschaft, dein Mut – sie sind Treibstoff für diesen Wandel. Zusammen sind wir nicht nur stärker, sondern wir sind unaufhaltsam. Unsere Wut ist unsere Waffe im friedlichen Kampf für Gerechtigkeit und echte Gleichberechtigung. Also, packen wir’s gemeinsam an und zeigen der Welt, was Frauen bewirken können, wenn sie ihre Kräfte bündeln!

Was uns wirklich Energie kostet, sind nicht unsere Ängste oder Frustration, weder Zorn noch Ärger, es ist unser innerer Widerstand, wenn wir innerlich gegen etwas ankämpfen, das wir nicht ändern können.

Wir können erst etwas ändern, wenn wir es Annehmen: Angst, Überforderung, Frustration, Ungerechtigkeit, Ärger, Aggression, Wut; und dann den inneren Widerstand auflösen. Dann verliert das Problem Macht über uns. Auf geht’s, denn in unserer gemeinsamen Wut liegt unsere größte Stärke!

Fazit: Die transformative Kraft der weiblichen Wut – Ein Aufruf zum Handeln!

Es ist Zeit, unsere Wut zu umarmen – sie ist nicht unser Feind, sondern ein mächtiges Werkzeug für Veränderungen. Unsere Wut ist ein klares Signal, dass Unrecht herrscht – und wir haben jedes Recht, aufzustehen und zu fordern, was uns zusteht: Gleichberechtigung.

Die Tage, an denen wir leise waren, müssen enden. Unsere Wut ist gerechtfertigt, sie ist stark, sie ist der pulsierende Herzschlag unserer kollektiven Kraft. Sie ist unsere Antwort auf all die Jahre des Überhörtwerdens, auf die Missachtung unserer Stimmen und die Marginalisierung unserer Erfahrungen.

Nutzen wir diese kraftvolle Emotion als Antrieb. Es ist die Zeit gekommen, unsere Wut in gemeinsame Aktion umzusetzen, um für jede Frau zu kämpfen, auch für jene, die noch ihre Stimme finden müssen.

Steht auf, wo ihr steht. Seid laut, wenn es nötig ist. Zeigt Haltung mit all der Leidenschaft, die aus eurer Wut erwächst. Nutzt sie, um nicht nur für euch selbst, sondern auch für andere zu kämpfen, für all jene, die sich vielleicht noch nicht trauen, ihre Stimme zu erheben.

Jetzt ist die Zeit für Veränderung. In unserem Zorn liegt unsere gemeinsame Zukunft – eine Zukunft, in der wir als Frauen gleichwertig, respektiert und mächtig sind.

Seid mutig, seid unbeugsam, seid wütend. Lasst uns gemeinsam die Welt in eine gerechtere, gleichberechtigte und inklusive Gesellschaft verwandeln.

Wer in sich investiert, glaubt an die Zukunft.
Heute weiß ich, dass meine Wut mich liebt.
Und mein Körper liebt das Gefühl, wütend zu sein.

L(i)ebst Du Deine Wut schon?

 

 

 

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Schlecht gelaunt durch die Pubertät

 

Als ich neun Jahre alt war, kam die Wende. Ich komme aus einer Stadt, die selbst für DDR-Verhältnisse hinterwäldlerisch war. Bei uns kam alles ein bisschen später.
Meine Lieblingslehrerin arbeitet jetzt an der Pommesbude, weil sie bei der Stasi war.

Während meine Mitschülerinnen stolz ihre Brustansätze in floralen Bodies zeigen, verschwindet mein Body in übergroßen Totenkopf-T-Shirts.

In einer Erinnerung übe ich mit einer Mitschülerin eine Choreographie zu Madonnas „Like a Virgin“, in einer anderen sitze ich mit einer anderen Mitschülerin auf einer Friedhofsbank und wir trinken Kellergeister, die wir vorher im Laden gezockt haben.

Meine Erinnerungen sind ein Kaleidoskop der unterschiedlichsten Kameradinnen, Cliquen, Diebstähle, Alkohol, Rauchen, Schule schwänzen, in Gärten einbrechen. Die Liste ist lang, die Konsequenzen selten.

Einmal wurden wir in der Hofpause beim Zigarettenklauen erwischt. Die Hofpause vor der Geschichtsarbeit. Polizei – Revier. Die Eltern meiner Klassenkameradin haben mich mitgenommen.
Konsequenzen?
Wir schrieben die Klassenarbeit nach. Der Detektiv kam nicht zur Verhandlung. Wir haben Hausverbot bekommen.
Ich weiß gar nicht, ob meine Mutter das je erfahren hat. Mein Bruder hat mich zur Verhandlung begleitet, er war damals schon 16. Ich habe ihm dafür zwei Ohrlöcher stechen lassen.

Es kann sehr schnell gehen, dass man abrutscht. Alles geht so schnell. Meine Pubertät ist wie ein Jahrmarkt in meinem Kopf. Viele Eltern merken das gar nicht.

Ich war nie ein Mitläufer. Ich war orientierungslos, gelangweilt, ohne Perspektive.

Aber kein Mitläufer. Manche Leute wurden mir zu grob, zu asozial. Alkohol, Frauen wurden geschlagen. Eine Kneipe wurde überfallen – der Typ wohnte im Block darüber, natürlich wurde er geschnappt. Es gab viele Schlägereien. Überfälle.

Ich fand meinen Weg zu einer Kinder- und Jugendfarm, wo Kiddies Hütten bauen konnten. Das Beste, was mir passieren konnte.
Der erste Lichtblick, der mein Leben in geordnete Bahnen lenkte.
Diese Einrichtung hat mir das Leben gerettet. Und die Gelder für solche Einrichtungen wurden schon damals massiv gekürzt.

Das ist heute eines meiner großen Anliegen.

Dem sozialen Engagement mehr Aufmerksamkeit und Glanz zu verleihen.
Denn bei Streetworkern, Sozialarbeitern und im gesamten Sozialbereich wird nur mit dem Rotstift hantiert.

Interessieren dich mehr Geschichten aus einer rebellischen Jugend?
Dann schau auf meinen Blog.
Oder schreibe mir eine Nachricht und ich schreibe im Blog mehr darüber.

ein Mädchen schaut ängstlich in die Kamera, ein Mann hält ihr den Mund zu
TW: Sexualisierte Gewalt


Meine erste einschneidende Erinnerung, da muss ich gerade erst in die Schule gekommen sein, wenn überhaupt. Ich war mit einer Bekannten unterwegs.

Wir gingen am Friedhof entlang. Am Zaun stand ein älterer Mann mit seinem Ding in der Hand. Meine Begleiterin sagte, er masturbiere. Ich kannte den Ausdruck nicht. Ich habe mir auch nichts dabei gedacht, als ich wieder zu Hause war.

Für meine Begleiterin war es wohl eine größere Sache und sie erzählte es ihrem Vater, der Polizist war. Und da fing das Drama an. Ich musste auf die Wache gehen und Alben voller Straftäter durchsehen, um zu sehen, ob ich den Mann wiedererkannte.

Damals wusste ich noch nicht einmal, dass all diese Männer Straftaten begangen hatten, ich erkannte niemanden wieder.

Das Ende vom Lied war, dass das andere Mädchen ihre Aussage zurückzog und meinte, der Mann hätte wahrscheinlich nur gepinkelt.

Mein Gefühl sagt mir, dass man mir damals vorgeworfen hätte, ich hätte dramatisiert und so einen Aufstand gemacht. Aber ich erinnere mich nicht.

Ein paar Jahre später wurde es deutlicher. Im Plattenbau im Erdgeschoss wohnte ein älterer Herr, der immer an die Balkontür klopfte und sich einen runterholte.
Das Schlimme war, dass er auch eine Frau hatte. Und ein kleines Mädchen war auch öfter da.
Wir haben ein paar Mal geklingelt, um das Mädchen kennenzulernen, ob es ihm gut geht.
Aber es hat nie jemand aufgemacht.
Wir haben bei Nachbarn geklingelt und ihnen Bescheid gesagt. Aber niemand hat uns ernst genommen.
Irgendwann haben wir einfach nicht mehr auf das Klopfen reagiert.

Und heute frage ich mich, ob es derselbe Mann vom Friedhof war.

Aber der Gedanke drängt sich noch mehr auf: Ist das Mädchen unversehrt? Und hat wirklich keiner der Nachbarn etwas bemerkt?

Als ich etwa 12 Jahre alt war, fuhr ich mit meinem Klapprad nach Hause. Ich überholte einen Jungen. Ich wollte ihn nicht ärgern, ich war einfach schneller.
Er ist mir dann hinterhergefahren. Als ich ins Haus ging, um mein Fahrrad in den Keller zu bringen, hielt er mir plötzlich die Tür auf. „Schön“, dachte ich nur.
Er folgte mir in den Keller, drängte mich in eine Ecke und griff mir zwischen die Beine. Ich wehrte mich, schlug um mich. Ich erinnere mich nicht, auch nur einen Laut von mir gegeben zu haben. Es gelang mir, ihn wegzustoßen, ich rannte die Treppe hinauf und klingelte.
Er ist an mir vorbei, auf sein Fahrrad und weg.
Ich habe mein Rad wieder aufgehoben und bin zu meinen Klassenkameradinnen gefahren.
Sie haben mir nicht geglaubt.
Ich habe geschwiegen. Warum sollte ich lügen? Ich habe nie Geschichten erzählt, um mich wichtig zu machen. Warum sollte ich jetzt damit anfangen?
Ich habe den Vorfall schnell vergessen. Es war ja nichts passiert.

Es blieb nur das Gefühl, dass einem niemand glaubt.
Und ich bin fest davon überzeugt, dass jede Frau schon einmal sexualisierte Gewalt erlebt hat.
Viele bagatellisieren die Erinnerung:
Es ist ja nichts passiert.
Das ist doch normal.
Du hast es provoziert.
Hak es ab.


Und ich glaube, dass die meisten Frauen viel schlimmere Erfahrungen gemacht haben als ich.

Agatha Huxley mit 20 Jahren und Schildkröte in der Hand grinst in die Kamera.Adoleszenz

 

In der 8. Klasse bin ich sitzen geblieben. 

In meinen Cliquen wurden die Mädchen herumgereicht, und sowohl Mädchen als auch Jungen haben Sex bewertet, es gab Listen bzw Punkte.

Die ersten Mädels waren schon schwanger.

Boah, das war gar nicht meine Welt. Ich habe mir geschworen, ich nehme nur einen Typen, der noch nichts mit meinen Kameradinnen hatte.

Und dann habe ich jemanden kennen gelernt, der sogar ein Bücherregal hatte. Ich war hin und weg. Wir kamen ziemlich schnell zusammen. Und er hat mehr in mir gesehen, mich gefördert.

Das sitzenbleiben hat mich geerdet. Ich habe weniger geschwänzt und kam ganz gut durch bis zur 10. 

Es wurde Zeit sich eine Ausbildung zu suchen.

Durch das Hüttenbauen bei der Kinder- und Jugendfarm habe ich meine Liebe zum Holz entdeckt und eine Schreinerlehre gemacht. Ein schöner Beruf, aber ich konnte mir nicht vorstellen, bis Ende 60 Fenster und Möbel zu schleppen. 

Also habe ich mein Fachabitur gemacht. 

Man hat mir immer oft genug gesagt, wie dumm ich sei, aber durch eine abgeschlossene Lehre dauert ein Fachabi nur ein Jahr. Was hatte ich zu verlieren? 

Auch wenn meine Familie sagte, ich solle lieber arbeiten und Geld verdienen, das Fachabi schaffe ich sowieso nicht.

Ich habe es ohne große Schwierigkeiten geschafft.

Und jetzt? 
Auf Studieren war ich nicht vorbereitet. Es war absurd. Aber irgendwie auch verlockend. 

Ich habe mich für Journalismus beworben, aber dafür hätte ich eine zweite Fremdsprache lernen müssen. Englisch war mir schon zu viel.

Ich wollte Angewandte Kunst und Möbeldesign studieren und habe einen zweitägigen Eignungstest gemacht, aber die Professorinnen meinten, ich solle mich nächstes Jahr wieder bewerben und in der Zwischenzeit mein künstlerisches Talent weiter entwickeln.

Und ich habe mich für Buch- und Verlagswesen beworben, weil ich Bücher liebe.
Bei der Bewerbung war ich leicht betrunken und gab als zweiten Studienwunsch Wirtschaftsmathematik an. Mathematik hat mir schon immer Spaß gemacht. Für Buch- und Verlagswesen waren meine Zeugnisse zu schlecht.

Upps, entgegen den Erwartungen meiner Familie bin ich heute Diplom-Mathematikerin.

Ich habe das Studium nur aus Trotz durchgezogen und geschafft, mit dem Ansporn: Euch werd ich’s zeigen. Es war die Hölle! Ich bin ganz allein in eine fremde Stadt gezogen.
Die meisten Kommilitonen kamen vom Gymnasium, Leistungskurs Mathe. Im ersten Semester kamen Formeln, von denen ich noch nie gehört hatte, für die anderen waren das Fingerübungen.

Die anderen kamen aus elitäreren Kreisen.

Ich war total überfordert. Ich habe keinen Anschluss gefunden. Ich habe viel Wein getrunken. Irgendwann habe ich mich selbst verletzt, um mich zu spüren.

Es tut heute noch weh, wenn ich an diese Zeit zurückdenke. Aber so schmerzhaft es auch war, es war wie eine neue Geburt.
Damals entstand meine erste veröffentlichte Geschichte:
Januarnacht. In der Anthologie: Und niemand glaubt an mich?!

Ich kann euch aus eigener Erfahrung sagen:
Glaubt an euch!
Glaubt an eure Mitmenschen.
Viele haben einfach keine Perspektive, aggressives Verhalten ist oft ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Statt mit Vorurteilen um sich zu werfen, schaut hin, schaut hinter die Fassade.

Dahinter stecken oft schöne Menschen, nur ihre Wunden machen sie hässlich.

Ich hatte das Glück, dass jemand mehr in mir gesehen hat. Und ich habe viele Menschen getroffen, die mehr in mir gesehen haben.

Heute bin ich erfolgreich selbständig. Ich lebe mit Mann und Hund in einem eigenen Haus im idyllischen Teufelsmoor.

Und das können so viele andere, die von der Gesellschaft ausgeschlossen sind auch erreichen.

Nein, nicht jeder kann es schaffen. Aber in vielen steckt bedeutend mehr Potentail, als die Gesellschaft in ihnen sieht.

Interessieren dich mehr Geschichten wie ich mir selbst zu einem erfolgreichen Leben verholfen habe?
Dann schau auf meinen Blog.
Oder schreibe mir eine Nachricht und ich schreibe im Blog mehr darüber.

Warum ich schreibe

 

Schreiben ist Selbstreflexion.

Durch das Schreiben erkläre ich mir die Gesellschaft, tauche durch meine Geschichten in neue Perspektiven ein.

Ich liebe das Tiefseelentauchen.

Ich schreibe die Geschichten, die ich gebraucht hätte, als ich jung war.

Ich möchte die Gesellschaft durch das Schreiben ermutigen, hinzuschauen statt wegzuschauen.

Ich möchte den Underdogs der Gesellschaft eine Stimme geben, weil ihnen niemand zuhört, weil sie niemand wahrnimmt.

Ich möchte die Gesellschaft besser machen.
Ich möchte Menschen ermutigen, über sich hinauszuwachsen.
Ich weiß, wie schwer es ist, abgeschrieben zu werden.
Jeder Mensch verdient ein Leben in Würde.
Und viele verlieren ihr Leben im Schmerz und nicht in der Hoffnung.

Ich habe einen Traum, in dem jeder Mensch gleich ist.
Ich habe einen Traum, in dem jede Frau laut und wütend sein darf.
Ich habe einen Traum, in dem jede Frau sich selbst gefällt, ohne die Erwartungen anderer erfüllen zu müssen.
Ich habe einen Traum, in dem jede Frau ohne Angst lebt.
In meinem Traum gibt es keine Angst, nicht zu genügen, keine Angst vor Übergriffen, keine Angst vor Gewalt.
In meinem Traum ist jede Frau frei. Frei in ihren Entscheidungen. Frei ihr Leben zu leben.
In meinem Traum kann eine Frau glücklich und erfüllt sein, auch ohne Mann, auch ohne Kind.

Mein Traum wird seit Jahrhunderten geträumt.
Mein Traum ist für viele Frauen zum Alptraum geworden.
Das wirkliche Leben vieler Frauen ist ein Albtraum.

Ich habe einen Traum, in dem alle Menschen gleich sind.
Ich habe einen Traum, in dem es kein Outing gibt, weil jede Sexualität selbstverständlich ist.
In meinem Traum lächle ich und bin ruhig.
In meinem Traum bin ich glücklich, ein Teil dieser Gesellschaft zu sein.

Ich weiß, es ist nur ein Traum.
Ein Traum, den viele träumen.

Träumst du mit mir?


Dann schau auf meinen Blog.

Meine Werte

 

Als ich in der Schule mal wieder aus der Klasse geflogen bin und zum Direktor musste, sagte er zu mir: “Du hast einen sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, du weißt nur nicht, wie man ihn richtig einsetzt.

Ich weiß bis heute nicht, was er damit meinte, war ihm die Inkompetenz dieser beiden Lehrer bewusst, bei denen es keine 5 Minuten dauerte, bis ich rausflog?

Jedenfalls habe ich einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Das dachte ich sehl lange.

Aber was ist gerecht?
Dass es keine Ausbeutung gibt. Dass alle Menschen gleich sind und die gleichen Chancen haben. Dass Gewalttaten angemessen bestraft werden.
Wer Gerechtigkeit will, muss auch gerecht handeln, sich selbst gegenüber, aber auch in der Erwartung der anderen.

Und wer definiert was gerecht ist?

Gerechtigkeit kann sehr subjektiv werden.

Bin ich immer gerecht? – Fast immer.
Mir selbst gegenüber? – Niemand ist mir gegenüber strenger als ich.
Den anderen gegenüber? – Unmöglich! Jeder hat seine eigene Realität, jeder hat andere Erwartungen.

Gerechtigkeit ist von der Natur nicht vorgesehen.
Es gilt das Recht des Stärkeren. Fressen oder gefressen werden.

Gerechtigkeit ist ein moralisches Konstrukt der Menschen, um Ordnung zu halten. Um Verbrechen zu sühnen.

Dafür stehe ich:
– Authentizität
– Sinnhaftigkeit
– Ehrlichkeit

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