Auf der Suche nach Werten in einer gestellten Welt

Kennst du das Gefühl, das dir ein Sachverhalt total klar ist. Aber wenn dir diese Sache in der Realität begegnet, trifft dich die Erfahrung hart in den Magen. Es ist zum Beispiel vollkommen klar, das eine heiße Herdplatte sehr schmerzhaft sein kann. Aber f*ck, wenn du deine Handfläche verbrennst, reißt dich der Schmerz überraschend um.

Kennst du das Gefühl, wenn du vor einer Entscheidung stehst und dir plötzlich klar wird, welche Werte im Leben dir wirklich wichtig sind? Und das nur du die Musik in deinem Leben spielst. Ohne Schuldzuweisungen, ohne “Ich würde ja gern, aber…”

Warum Gerechtigkeitssinn keinen Sinn ergibt

Mein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn prangerte stets ganz oben auf meiner persönlichen Werte-Liste des Lebens. Ich dachte mein Gerechtigkeitssinn sei nahezu unfehlbar. Heute weiß ich, Gerechtigkeit ist: Mission impossible.

Was bedeutet ‘gerecht’ in einer Welt, die geschmiert wird, in der Ausbeutung zum Alltag gehört, in der Chancengleichheit eine leere Phrase ist und das Strafsystem eher ein Witz? Was ist Gerechtigkeit in einen Krieg, wo jede Partei sich als ‘die Guten’ wähnen. Wer definiert gut oder böse, richtig oder falsch? Wir reden uns ein, Gerechtigkeit zu wollen, aber leben wir sie auch? Sind wir wirklich fair zu uns selbst, oder zerfleischen wir uns mit Selbstkritik? Und denken wir ernsthaft, wir könnten jemals allen gerecht werden, wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht?

Ganz ehrlich: In der Natur ist keine Gerechtigkeit vorgesehen. Es ist ein Kampf. Fressen oder gefressen werden. Dominieren oder dominiert werden. Das Moralische Konstrukt ‘Gerechtigkeit’? Nichts weiter als ein Pflaster auf der zerrissenen Haut der Gesellschaft – da, um Ordnung zu simulieren und Menschen die Illusion von Sühne zu verkaufen.

Jetzt ist es an DIR. Bist du bereit, diese Farce zu durchbrechen? Willst du mehr, als nur das Alibi eines gerechten Lebens zu haben? Dann fordere das System heraus, stelle die Spielregeln in Frage und sei der Wandel, den du forderst. Nur durch handelnde, lebendige Solidarität können wir das Fundament erschüttern, auf dem das Patriarchat und Ungerechtigkeit prunken. Mach dich bereit, denn diese Mission ‘Impossible’ ist es, die wahren Kämpfer*innen definiert.

Authentisch leben: Herausforderungen und Chancen

Authentizität – ein Wort so abgegriffen und doch so schwer zu greifen. “Wie verhalte ich mich richtig?” “Was zum Teufel will der andere?” Tagtäglich rennen wir gegen eine unsichtbare Wand von Erwartungen, und ich? Ich hab schon oft genug mit der Idee gespielt, einfach mal das Drehbuch des Lebens zu verlangen.

Aber weißt du was? Das Leben lacht sich ins Fäustchen über solche Wunschträume. Es ist kein Regelwerk, sondern ein wilder Ritt, ein ungeschminkter, urwüchsiger Trip voller Stolpersteine – und Ja, du sollst fallen. Authentisch sein, das heißt, im Angesicht der Gleichförmigen Masse aufzustehen und “Ich!” zu schreien. Es heißt, sich für die eigenen Werte in die Schlacht zu werfen, auch wenn der Rest der Welt feige in Deckung kriecht.

Und dann dieser digitale Zirkus – ein Meer voller geschönter Fassaden. Beziehungen leben von Emojis. Filter über Filter, bis du dein wahres Ich nicht mehr im Spiegel erkennen kannst. Hand aufs Herz – hübsch hin oder her, alle sehen gleich aus, ist das noch schön?

Jetzt mal Klartext: Es ist an der Zeit, die Bullshit-Maschinerie anzuhalten. Schluss mit dem Hochglanz-Spektakel – zeig dich, wie du bist, Pixel für Pixel, Macke für Macke. Nutze die digitale Bühne, nimm das Steuer in die Hand und segel mit deinen echten Werten gegen den glitzernden Strom von Inszenierung und Oberflächlichkeit.

Können wir authentisch bleiben zwischen all den Filtern und Fassaden? Verdammt ja! Denn am Ende des Tages sind es nicht die Likes, die zählen, sondern die unverfälschte, nackte Wahrheit deines Seins. Zeig dich – ungeschönt, unverstellt und unzähmbar echt.

Mut zur Wahrheit: Wenn Schweigen keine Option mehr ist

Ehrlichkeit ist meine Kriegserklärung an das Dickicht der Falschheit. Seit wann braucht Offenheit einen Mutausweis? Die absurde Realität zwingt uns dazu, unsere echten Gedanken zu verbergen, unsere Leidenschaften zu dämpfen und unsere Identität zu tarnen – beobachtet von jenen, die sich fragen, “Ist sie echt oder bloß ein weiteres Zahnrad in der Maschinerie des Scheins?”

Als Kind der DDR mit alleinerziehenden vollberufstätigen Mutter wurde mir beigebracht, nichts von zu Hause zu erzählen, sonst nähmen sie mich weg. Es gab nichts zu erzählen, aber die Angst meiner Mutter war nicht unbegründet. Als Jugendliche lernte ich, dir glaubt Niemand, wenn etwas unmoralisches passiert. Und das ist heute noch sehr präsent, siehe #metoo.

Heute rebelliere ich mit Ehrlichkeit.

Ich bin viel zu faul irgendwelche Erwartungen zu erahnen. Ich bin zu faul mir zu merken, wer ich bei wem darstellen will und was ich sagen darf. Freiheit ist, keine Rolle zu spielen, die mir andere zuweisen. Warum sollte ich meine Energie darauf verschwenden, ein Detektiv der Erwartungen zu sein? Ich lehne es ab, mir Skripte zu merken, die mir nicht gehören, oder mich zu fragen, welche Worte ich in meiner eigenen Lebensgeschichte verwenden darf.

Das Regelwerk der Gesellschaft? Ein Rätsel, das ich nicht zu lösen gedenke. Wer setzt diese Regeln, wer dirigiert sie, und warum sollten wir uns beugen?

Ich nehme meinen Stift zurück und schreibe mein eigenes Drehbuch – rau, ungeschliffen und echt. Ich trage die Konsequenzen meiner Worte mit stolz gerecktem Haupt, denn ich lebe nach meinem Kompass, nicht nach einer kopierten Karte der Konvention. Ehrlichkeit ist mein Banner, mein Brüllen in das Gesicht einer Welt, die sich zu oft hinter der Maske der Makellosigkeit versteckt. Ehrlichkeit ist mein Stolz, mein Aufbegehren gegen eine Fassadenwelt.

Sinnfindung als Alltagskunst

Das Konzept der Sinnhaftigkeit ist mittlerweile so allgegenwärtig und abgenutzt, dass wir Gefahr laufen, seinen wahren Kern aus den Augen zu verlieren.

Wir sind auf der verzweifelten Suche nach Sinn wie Schatzsucher, die vergessen haben, dass der wahre Schatz nicht in einer Truhe vergraben liegt, sondern in den unscheinbaren Details des Lebens selbst. Uns suggeriert man, Sinn lasse sich wie eine Formel entschlüsseln, ein Endziel, dem wir nachhecheln sollen. Sinn ist kein mystischer Endpunkt unserer Reise, sondern der dynamische Prozess des Erschaffens, der in jeder Handlung, jedem Wort, jeder Berührung zu finden ist. Der Ruf, dem wir folgen sollten, ist nicht der nach einem vermeintlich höheren Sinn, sondern der Ruf, das Hier und Jetzt mit Bedeutung zu füllen. Die Revolution beginnt, wenn wir aufhören, Sinn als etwas zu betrachten, das entdeckt werden muss, und stattdessen erkennen, dass wir ihm selbst Gestalt geben – nicht in den Monumenten, die wir errichten, sondern im Flüstern des Alltags: in der stillen Schönheit eines geteilten Lachens, in der Wärme einer Umarmung, in der Sanftheit einer guten Tat.

Die wahre Herausforderung? Lassen wir den Sinn hinter uns und begegnen wir dem Leben mit einem neuen Verständnis: Sinn ist keine Lösung eines Puzzles, sondern das fortwährende Komponieren unserer Leben. Diejenigen unter uns, die mutig genug sind, wirklich hinzuhören, werden entdecken, dass das Konzert des Lebens in den einfachen Handlungen der Menschlichkeit seine poetischsten Melodien spielt.

Das bedeutet nicht, dass jeder seines Glückes Schmied ist – diese Floskel hat ausgedient. Zu viele unterschiedliche Lebensrealitäten durchziehen unseren Alltag, als dass ein solch vereinfachtes Mantra der Komplexität unserer Existenz auch nur annähernd gerecht werden könnte. Kaum ein Mensch gefangen in einer Gewaltspirale hat einfach sein Glück nicht richtig geschmiedet. Es gilt, ein neues Verständnis für die Vielschichtigkeit unseres Daseins zu entwickeln, das Raum schafft für die jeweils einzigartige Gestaltung von Sinn – jenseits eingefahrener Gleise des vermeintlich Selbstermächtigenden.

Wertewandel: Vom Ich zum Wir in der Gesellschaft

Wertevorstellungen sind das unsichtbare Gerüst, das unserer Gesellschaft Halt und Form gibt. Sie beeinflussen, wie wir handeln, entscheiden und miteinander interagieren; sie sind die moralische Währung, die bestimmt, was wir schätzen und was wir verachten. In ihnen spiegelt sich unser Verständnis von Richtig und Falsch, von Wichtig und Unwichtig. Sie sind kulturell geprägt, individuell unterschiedlich und ständig im Fluss, verwoben in einem komplexen Netz sozialer Dynamiken.

In einer Zeit, in der traditionelle Werte auf moderne Herausforderungen treffen, stehen sie besonders im Brennpunkt: Ihre Relevanz wird hinterfragt, neue Werte entstehen, alte werden neu interpretiert oder fallen dem gesellschaftlichen Wandel zum Opfer. Die Auseinandersetzung mit unseren Wertevorstellungen – persönlich und kollektiv – ist daher entscheidend für die Entwicklung einer gerechteren, verständnisvolleren und stärker verbundenen Gemeinschaft. Erst wenn wir lernen, unser Leben in die Eigenverantwortung zu nehmen, statt Schuldige zu suchen oder in der Opferrolle zu verharren, kann Solidarität und der Glaube an die Gesellschaft wachsen, um jene aufzufangen, die es nicht aus eigener Kraft schaffen. Diese Haltung der Eigenverantwortung schließt ein, die Stimme für diejenigen zu erheben, denen nicht geglaubt wird.

Es geht darum, hinzuschauen, wenn die Gesellschaft wegsehen möchte und das bequeme “selbst schuld” zu hinterfragen. Dies zu tun, erfordert Mut und eine tiefgreifende Veränderung des Mindsets – denn obwohl jeder von uns den ersten Schritt zu Selbstverantwortung und Eigeninitiative gehen muss, dürfen wir nicht vergessen, dass es ohne ein starkes Netz der Hilfe und des Miteinanders nicht geht. Hier werden echte Werte gelebt und gestärkt – Werte, die uns alle auffangen und tragen, auch wenn wir fallen sollten.

 

 

 

Referenzen

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https://einguterplan.de/werte

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Schlecht gelaunt durch die Pubertät

 

Als ich neun Jahre alt war, kam die Wende. Ich komme aus einer Stadt, die selbst für DDR-Verhältnisse hinterwäldlerisch war. Bei uns kam alles ein bisschen später.
Meine Lieblingslehrerin arbeitet jetzt an der Pommesbude, weil sie bei der Stasi war.

Während meine Mitschülerinnen stolz ihre Brustansätze in floralen Bodies zeigen, verschwindet mein Body in übergroßen Totenkopf-T-Shirts.

In einer Erinnerung übe ich mit einer Mitschülerin eine Choreographie zu Madonnas „Like a Virgin“, in einer anderen sitze ich mit einer anderen Mitschülerin auf einer Friedhofsbank und wir trinken Kellergeister, die wir vorher im Laden gezockt haben.

Meine Erinnerungen sind ein Kaleidoskop der unterschiedlichsten Kameradinnen, Cliquen, Diebstähle, Alkohol, Rauchen, Schule schwänzen, in Gärten einbrechen. Die Liste ist lang, die Konsequenzen selten.

Einmal wurden wir in der Hofpause beim Zigarettenklauen erwischt. Die Hofpause vor der Geschichtsarbeit. Polizei – Revier. Die Eltern meiner Klassenkameradin haben mich mitgenommen.
Konsequenzen?
Wir schrieben die Klassenarbeit nach. Der Detektiv kam nicht zur Verhandlung. Wir haben Hausverbot bekommen.
Ich weiß gar nicht, ob meine Mutter das je erfahren hat. Mein Bruder hat mich zur Verhandlung begleitet, er war damals schon 16. Ich habe ihm dafür zwei Ohrlöcher stechen lassen.

Es kann sehr schnell gehen, dass man abrutscht. Alles geht so schnell. Meine Pubertät ist wie ein Jahrmarkt in meinem Kopf. Viele Eltern merken das gar nicht.

Ich war nie ein Mitläufer. Ich war orientierungslos, gelangweilt, ohne Perspektive.

Aber kein Mitläufer. Manche Leute wurden mir zu grob, zu asozial. Alkohol, Frauen wurden geschlagen. Eine Kneipe wurde überfallen – der Typ wohnte im Block darüber, natürlich wurde er geschnappt. Es gab viele Schlägereien. Überfälle.

Ich fand meinen Weg zu einer Kinder- und Jugendfarm, wo Kiddies Hütten bauen konnten. Das Beste, was mir passieren konnte.
Der erste Lichtblick, der mein Leben in geordnete Bahnen lenkte.
Diese Einrichtung hat mir das Leben gerettet. Und die Gelder für solche Einrichtungen wurden schon damals massiv gekürzt.

Das ist heute eines meiner großen Anliegen.

Dem sozialen Engagement mehr Aufmerksamkeit und Glanz zu verleihen.
Denn bei Streetworkern, Sozialarbeitern und im gesamten Sozialbereich wird nur mit dem Rotstift hantiert.

Interessieren dich mehr Geschichten aus einer rebellischen Jugend?
Dann schau auf meinen Blog.
Oder schreibe mir eine Nachricht und ich schreibe im Blog mehr darüber.

ein Mädchen schaut ängstlich in die Kamera, ein Mann hält ihr den Mund zu
TW: Sexualisierte Gewalt


Meine erste einschneidende Erinnerung, da muss ich gerade erst in die Schule gekommen sein, wenn überhaupt. Ich war mit einer Bekannten unterwegs.

Wir gingen am Friedhof entlang. Am Zaun stand ein älterer Mann mit seinem Ding in der Hand. Meine Begleiterin sagte, er masturbiere. Ich kannte den Ausdruck nicht. Ich habe mir auch nichts dabei gedacht, als ich wieder zu Hause war.

Für meine Begleiterin war es wohl eine größere Sache und sie erzählte es ihrem Vater, der Polizist war. Und da fing das Drama an. Ich musste auf die Wache gehen und Alben voller Straftäter durchsehen, um zu sehen, ob ich den Mann wiedererkannte.

Damals wusste ich noch nicht einmal, dass all diese Männer Straftaten begangen hatten, ich erkannte niemanden wieder.

Das Ende vom Lied war, dass das andere Mädchen ihre Aussage zurückzog und meinte, der Mann hätte wahrscheinlich nur gepinkelt.

Mein Gefühl sagt mir, dass man mir damals vorgeworfen hätte, ich hätte dramatisiert und so einen Aufstand gemacht. Aber ich erinnere mich nicht.

Ein paar Jahre später wurde es deutlicher. Im Plattenbau im Erdgeschoss wohnte ein älterer Herr, der immer an die Balkontür klopfte und sich einen runterholte.
Das Schlimme war, dass er auch eine Frau hatte. Und ein kleines Mädchen war auch öfter da.
Wir haben ein paar Mal geklingelt, um das Mädchen kennenzulernen, ob es ihm gut geht.
Aber es hat nie jemand aufgemacht.
Wir haben bei Nachbarn geklingelt und ihnen Bescheid gesagt. Aber niemand hat uns ernst genommen.
Irgendwann haben wir einfach nicht mehr auf das Klopfen reagiert.

Und heute frage ich mich, ob es derselbe Mann vom Friedhof war.

Aber der Gedanke drängt sich noch mehr auf: Ist das Mädchen unversehrt? Und hat wirklich keiner der Nachbarn etwas bemerkt?

Als ich etwa 12 Jahre alt war, fuhr ich mit meinem Klapprad nach Hause. Ich überholte einen Jungen. Ich wollte ihn nicht ärgern, ich war einfach schneller.
Er ist mir dann hinterhergefahren. Als ich ins Haus ging, um mein Fahrrad in den Keller zu bringen, hielt er mir plötzlich die Tür auf. „Schön“, dachte ich nur.
Er folgte mir in den Keller, drängte mich in eine Ecke und griff mir zwischen die Beine. Ich wehrte mich, schlug um mich. Ich erinnere mich nicht, auch nur einen Laut von mir gegeben zu haben. Es gelang mir, ihn wegzustoßen, ich rannte die Treppe hinauf und klingelte.
Er ist an mir vorbei, auf sein Fahrrad und weg.
Ich habe mein Rad wieder aufgehoben und bin zu meinen Klassenkameradinnen gefahren.
Sie haben mir nicht geglaubt.
Ich habe geschwiegen. Warum sollte ich lügen? Ich habe nie Geschichten erzählt, um mich wichtig zu machen. Warum sollte ich jetzt damit anfangen?
Ich habe den Vorfall schnell vergessen. Es war ja nichts passiert.

Es blieb nur das Gefühl, dass einem niemand glaubt.
Und ich bin fest davon überzeugt, dass jede Frau schon einmal sexualisierte Gewalt erlebt hat.
Viele bagatellisieren die Erinnerung:
Es ist ja nichts passiert.
Das ist doch normal.
Du hast es provoziert.
Hak es ab.


Und ich glaube, dass die meisten Frauen viel schlimmere Erfahrungen gemacht haben als ich.

Agatha Huxley mit 20 Jahren und Schildkröte in der Hand grinst in die Kamera.Adoleszenz

 

In der 8. Klasse bin ich sitzen geblieben. 

In meinen Cliquen wurden die Mädchen herumgereicht, und sowohl Mädchen als auch Jungen haben Sex bewertet, es gab Listen bzw Punkte.

Die ersten Mädels waren schon schwanger.

Boah, das war gar nicht meine Welt. Ich habe mir geschworen, ich nehme nur einen Typen, der noch nichts mit meinen Kameradinnen hatte.

Und dann habe ich jemanden kennen gelernt, der sogar ein Bücherregal hatte. Ich war hin und weg. Wir kamen ziemlich schnell zusammen. Und er hat mehr in mir gesehen, mich gefördert.

Das sitzenbleiben hat mich geerdet. Ich habe weniger geschwänzt und kam ganz gut durch bis zur 10. 

Es wurde Zeit sich eine Ausbildung zu suchen.

Durch das Hüttenbauen bei der Kinder- und Jugendfarm habe ich meine Liebe zum Holz entdeckt und eine Schreinerlehre gemacht. Ein schöner Beruf, aber ich konnte mir nicht vorstellen, bis Ende 60 Fenster und Möbel zu schleppen. 

Also habe ich mein Fachabitur gemacht. 

Man hat mir immer oft genug gesagt, wie dumm ich sei, aber durch eine abgeschlossene Lehre dauert ein Fachabi nur ein Jahr. Was hatte ich zu verlieren? 

Auch wenn meine Familie sagte, ich solle lieber arbeiten und Geld verdienen, das Fachabi schaffe ich sowieso nicht.

Ich habe es ohne große Schwierigkeiten geschafft.

Und jetzt? 
Auf Studieren war ich nicht vorbereitet. Es war absurd. Aber irgendwie auch verlockend. 

Ich habe mich für Journalismus beworben, aber dafür hätte ich eine zweite Fremdsprache lernen müssen. Englisch war mir schon zu viel.

Ich wollte Angewandte Kunst und Möbeldesign studieren und habe einen zweitägigen Eignungstest gemacht, aber die Professorinnen meinten, ich solle mich nächstes Jahr wieder bewerben und in der Zwischenzeit mein künstlerisches Talent weiter entwickeln.

Und ich habe mich für Buch- und Verlagswesen beworben, weil ich Bücher liebe.
Bei der Bewerbung war ich leicht betrunken und gab als zweiten Studienwunsch Wirtschaftsmathematik an. Mathematik hat mir schon immer Spaß gemacht. Für Buch- und Verlagswesen waren meine Zeugnisse zu schlecht.

Upps, entgegen den Erwartungen meiner Familie bin ich heute Diplom-Mathematikerin.

Ich habe das Studium nur aus Trotz durchgezogen und geschafft, mit dem Ansporn: Euch werd ich’s zeigen. Es war die Hölle! Ich bin ganz allein in eine fremde Stadt gezogen.
Die meisten Kommilitonen kamen vom Gymnasium, Leistungskurs Mathe. Im ersten Semester kamen Formeln, von denen ich noch nie gehört hatte, für die anderen waren das Fingerübungen.

Die anderen kamen aus elitäreren Kreisen.

Ich war total überfordert. Ich habe keinen Anschluss gefunden. Ich habe viel Wein getrunken. Irgendwann habe ich mich selbst verletzt, um mich zu spüren.

Es tut heute noch weh, wenn ich an diese Zeit zurückdenke. Aber so schmerzhaft es auch war, es war wie eine neue Geburt.
Damals entstand meine erste veröffentlichte Geschichte:
Januarnacht. In der Anthologie: Und niemand glaubt an mich?!

Ich kann euch aus eigener Erfahrung sagen:
Glaubt an euch!
Glaubt an eure Mitmenschen.
Viele haben einfach keine Perspektive, aggressives Verhalten ist oft ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Statt mit Vorurteilen um sich zu werfen, schaut hin, schaut hinter die Fassade.

Dahinter stecken oft schöne Menschen, nur ihre Wunden machen sie hässlich.

Ich hatte das Glück, dass jemand mehr in mir gesehen hat. Und ich habe viele Menschen getroffen, die mehr in mir gesehen haben.

Heute bin ich erfolgreich selbständig. Ich lebe mit Mann und Hund in einem eigenen Haus im idyllischen Teufelsmoor.

Und das können so viele andere, die von der Gesellschaft ausgeschlossen sind auch erreichen.

Nein, nicht jeder kann es schaffen. Aber in vielen steckt bedeutend mehr Potentail, als die Gesellschaft in ihnen sieht.

Interessieren dich mehr Geschichten wie ich mir selbst zu einem erfolgreichen Leben verholfen habe?
Dann schau auf meinen Blog.
Oder schreibe mir eine Nachricht und ich schreibe im Blog mehr darüber.

Warum ich schreibe

 

Schreiben ist Selbstreflexion.

Durch das Schreiben erkläre ich mir die Gesellschaft, tauche durch meine Geschichten in neue Perspektiven ein.

Ich liebe das Tiefseelentauchen.

Ich schreibe die Geschichten, die ich gebraucht hätte, als ich jung war.

Ich möchte die Gesellschaft durch das Schreiben ermutigen, hinzuschauen statt wegzuschauen.

Ich möchte den Underdogs der Gesellschaft eine Stimme geben, weil ihnen niemand zuhört, weil sie niemand wahrnimmt.

Ich möchte die Gesellschaft besser machen.
Ich möchte Menschen ermutigen, über sich hinauszuwachsen.
Ich weiß, wie schwer es ist, abgeschrieben zu werden.
Jeder Mensch verdient ein Leben in Würde.
Und viele verlieren ihr Leben im Schmerz und nicht in der Hoffnung.

Ich habe einen Traum, in dem jeder Mensch gleich ist.
Ich habe einen Traum, in dem jede Frau laut und wütend sein darf.
Ich habe einen Traum, in dem jede Frau sich selbst gefällt, ohne die Erwartungen anderer erfüllen zu müssen.
Ich habe einen Traum, in dem jede Frau ohne Angst lebt.
In meinem Traum gibt es keine Angst, nicht zu genügen, keine Angst vor Übergriffen, keine Angst vor Gewalt.
In meinem Traum ist jede Frau frei. Frei in ihren Entscheidungen. Frei ihr Leben zu leben.
In meinem Traum kann eine Frau glücklich und erfüllt sein, auch ohne Mann, auch ohne Kind.

Mein Traum wird seit Jahrhunderten geträumt.
Mein Traum ist für viele Frauen zum Alptraum geworden.
Das wirkliche Leben vieler Frauen ist ein Albtraum.

Ich habe einen Traum, in dem alle Menschen gleich sind.
Ich habe einen Traum, in dem es kein Outing gibt, weil jede Sexualität selbstverständlich ist.
In meinem Traum lächle ich und bin ruhig.
In meinem Traum bin ich glücklich, ein Teil dieser Gesellschaft zu sein.

Ich weiß, es ist nur ein Traum.
Ein Traum, den viele träumen.

Träumst du mit mir?


Dann schau auf meinen Blog.

Meine Werte

 

Als ich in der Schule mal wieder aus der Klasse geflogen bin und zum Direktor musste, sagte er zu mir: “Du hast einen sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, du weißt nur nicht, wie man ihn richtig einsetzt.

Ich weiß bis heute nicht, was er damit meinte, war ihm die Inkompetenz dieser beiden Lehrer bewusst, bei denen es keine 5 Minuten dauerte, bis ich rausflog?

Jedenfalls habe ich einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Das dachte ich sehl lange.

Aber was ist gerecht?
Dass es keine Ausbeutung gibt. Dass alle Menschen gleich sind und die gleichen Chancen haben. Dass Gewalttaten angemessen bestraft werden.
Wer Gerechtigkeit will, muss auch gerecht handeln, sich selbst gegenüber, aber auch in der Erwartung der anderen.

Und wer definiert was gerecht ist?

Gerechtigkeit kann sehr subjektiv werden.

Bin ich immer gerecht? – Fast immer.
Mir selbst gegenüber? – Niemand ist mir gegenüber strenger als ich.
Den anderen gegenüber? – Unmöglich! Jeder hat seine eigene Realität, jeder hat andere Erwartungen.

Gerechtigkeit ist von der Natur nicht vorgesehen.
Es gilt das Recht des Stärkeren. Fressen oder gefressen werden.

Gerechtigkeit ist ein moralisches Konstrukt der Menschen, um Ordnung zu halten. Um Verbrechen zu sühnen.

Dafür stehe ich:
– Authentizität
– Sinnhaftigkeit
– Ehrlichkeit

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