Wie die Politik immer mehr abhebt

Warum Realitätsferne das Vertrauen zerstört – und was dagegen hilft

 

Was hat ein Unternehmer wie Elon Musk, das unseren Politiker*innen oft fehlt?

Elon Musk hat ein Imperium aufgebaut. Der Mann schießt Raketen ins All, baut Elektroautos, will den Mars besiedeln und hat nebenbei Twitter aufgekauft, nur weil er es konnte. Ein Visionär, risikobereit und, das muss man ihm lassen, jemand, der weiß, was er tut. Musk versteht die Mechanismen der Märkte, hat ein untrügliches Gespür für Trends und kennt die Technologie, die seine Unternehmen antreibt.

Ob man ihn mag oder nicht – eines ist klar: Er bringt Ergebnisse. Und nun stellen wir uns vor, ein solcher Mann geht in die Politik. Klingt aufregend, oder? Vielleicht. Vielleicht auch gefährlich. Denn Politik ist kein Spielplatz für riskante Wetten. Doch das bringt uns zu einer entscheidenden Frage: Warum erwarten wir in der Politik oft weniger Kompetenz als von einem CEO?

Die Realitätsferne der Politik

Politik ist keine leichte Aufgabe. Wer Entscheidungen trifft, die Millionen Menschen betreffen, trägt eine enorme Verantwortung. Doch wie viel von dieser Verantwortung spüren Politiker*innen wirklich, wenn sie oft keinerlei Bezug zur Lebensrealität der Menschen haben? Es gibt in Deutschland keine formalen Anforderungen an Ausbildung oder praktische Erfahrung, um ein politisches Amt zu bekleiden. Keine Praxis, kein Kurs, keine Prüfung – und zack, schon wird über Milliardenbudgets, Bildung und Pflege entschieden.

Das führt dazu, dass Bürger*innen sich oft fragen: Wie kann jemand über Arbeitsbedingungen in Pflegeheimen entscheiden, der nie eine Schicht dort gearbeitet hat? Oder Bildungspolitik gestalten, ohne je in einem Klassenzimmer gestanden zu haben? Die Antworten bleiben meist aus – oder sind schlicht enttäuschend.

Natürlich, es gibt Quereinsteiger. Sogar bei Lehrer*innen. Doch auch diese müssen ihre Fachkenntnisse nachweisen und sich fortbilden. Und wenn ein Koch ohne Hygienekurs in der Küche steht, wird der Laden schnell dichtgemacht. Warum wird Politik anders behandelt?

Heuchlerische Politik: Doppelmoral inklusive

Als wäre Realitätsferne nicht genug, kommen manchmal noch fragwürdige Machenschaften hinzu. Es gibt Politiker*innen, die Gesetze zur Besteuerung von Reichen beschließen, nur um anschließend vor eben diesen Reichen Vorträge zu halten. Thema: Wie umgeht man die neuen Steuerregeln? Charmant gesagt: Das ist, als würde ein Dieb Alarmanlagen verkaufen und gleich die Schwachstellen mitliefern. Weniger charmant: Es ist schlicht heuchlerisch.

Doch damit nicht genug. Skandale wie die geplatzte PKW-Maut zeigen, wie fahrlässig manchmal mit öffentlichen Geldern umgegangen wird. Verträge wurden voreilig abgeschlossen, bevor das Projekt überhaupt umgesetzt werden konnte – ein Fehler, der Deutschland letztlich 243 Millionen Euro kostete. Zusätzlich wurden seit 2014 über 76 Millionen Euro allein für Berater, Gutachten und Personal ausgegeben. Insgesamt summiert sich der Schaden auf über 300 Millionen Euro – für ein Projekt, das niemals realisiert wurde.

Oder die Vetternwirtschaft während der Corona-Krise: Minderwertige Masken wurden zu überhöhten Preisen beschafft, teils von Unternehmen, die durch persönliche Kontakte Vorteile erhielten. Dazu kommen Klagen von rund 100 Händlern gegen das Gesundheitsministerium, die einen Streitwert von über 2,3 Milliarden Euro umfassen. Solche Fehlentscheidungen und deren Kosten sind keine bloßen Peinlichkeiten – sie schädigen das Vertrauen in die Politik nachhaltig.

Leere Versprechungen: Der Nationale Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit

Ein weiteres Beispiel für die Diskrepanz zwischen politischen Versprechungen und der Realität ist der Nationale Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit, mit dem Ziel, Obdach- und Wohnungslosigkeit in Deutschland bis 2030 zu überwinden. Ein hehres Ziel, doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache.

Laut Statistischem Bundesamt waren Ende Januar 2024 rund 439.500 Personen wegen Wohnungslosigkeit untergebracht, ein Anstieg gegenüber 372.000 im Vorjahr und 178.100 im Jahr 2022.

Gleichzeitig sinkt die Zahl der Sozialwohnungen kontinuierlich. Obwohl genaue aktuelle Zahlen schwer zu ermitteln sind, ist der Trend eindeutig: Immer weniger Sozialwohnungen stehen zur Verfügung, während die Zahl der Wohnungslosen steigt. Zudem sind junge Erwachsene besonders betroffen; jeder Vierte im Alter von 18 bis 24 Jahren ist von Armut bedroht.

Angesichts dieser Entwicklungen wirken die Ziele des Aktionsplans realitätsfern. Wie sollen Obdach- und Wohnungslosigkeit bis 2030 überwunden werden, wenn die Zahl der Betroffenen steigt und gleichzeitig immer weniger bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung steht? Es entsteht der Eindruck, dass politische Entscheidungsträger*innen entweder die Realität verkennen oder bewusst leere Versprechungen machen.

Warum ist Politik die einzige Ausnahme?

In fast jedem Beruf gibt es klare Anforderungen. Selbst in den scheinbar kleinsten Jobs: Kein Friseur färbt Haare ohne Chemikalien-Schulung, kein Bäcker darf ein Brot verkaufen, ohne die Grundlagen zu beherrschen. Und bei Berufen mit größerer Verantwortung – Ärztinnen, Ingenieurinnen, Anwält*innen – sind jahrelange Studiengänge und praktische Prüfungen Pflicht. Diese Regeln schützen uns vor Inkompetenz. Sie sind selbstverständlich.

Nur in der Politik, der wohl verantwortungsvollsten Aufgabe überhaupt, gelten diese Standards nicht. Niemand muss nachweisen, dass er oder sie die Lebensrealität der Menschen versteht. Niemand muss praktische Erfahrungen in Pflege, Bildung oder Sicherheit sammeln. Und niemand fragt, ob diese fehlende Praxis nicht zu genau den Fehlentscheidungen führt, die Bürger*innen so oft frustrieren.

Ein Sozialjahr als Lösung

Aber es geht auch anders. Was wäre, wenn jeder Politikerin vor der Kandidatur ein verpflichtendes Sozialjahr absolvieren müsste? Ein Jahr, in dem sie nicht nur über die Lebensrealität der Bürger*innen lesen, sondern sie erleben. Ein Jahr, in dem sie die Herausforderungen hautnah kennenlernen, die sie später durch ihre Entscheidungen beeinflussen.

Wie könnte das aussehen? Zum Beispiel so:

  • Drei Monate Pflege: Nach der dritten Nachtschicht wird klar, warum die Arbeitsbedingungen dort reformiert werden müssen.
  • Drei Monate Schule: Wer täglich mit überfüllten Klassen und überarbeiteten Lehrer*innen zu tun hat, denkt anders über Bildungspolitik.
  • Drei Monate Polizei oder Feuerwehr: Der Umgang mit Krisensituationen lässt abstrakte Sicherheitsdebatten plötzlich sehr konkret erscheinen.
  • Drei Monate sozialer Brennpunkt: Hier zeigt sich, was Armut wirklich bedeutet – und warum Sozialpolitik mehr ist als Zahlen auf einem Papier.

Dieses Sozialjahr wäre keine Bürde, sondern eine Chance. Eine Gelegenheit, wirklich zu verstehen, bevor man entscheidet.

Mögliche Gegenargumente – und warum sie nicht greifen

Natürlich könnte ein solches Sozialjahr auf Kritik stoßen. Manche würden sagen, es sei zu teuer, zu aufwändig oder zeitlich nicht machbar. Doch diese Argumente greifen nicht.

Die Kosten für ein Sozialjahr sind ein Bruchteil dessen, was Fehlentscheidungen wie die PKW-Maut oder die Maskenskandale verschlingen. Die zeitliche Belastung? Ein Jahr für ein Sozialjahr ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass Politiker*innen Entscheidungen treffen, die unser aller Leben prägen. Und die Vorteile – mehr Empathie, bessere Entscheidungen, mehr Vertrauen – wiegen die anfänglichen Mühen bei Weitem auf.

Warum das nötig ist

Stell dir vor, ein Arzt würde ohne Studium operieren. Oder ein Pilot ohne Ausbildung fliegen. Undenkbar, oder? Warum aber lassen wir zu, dass Politiker*innen Entscheidungen über Pflege, Bildung oder Sicherheit treffen, ohne je praktische Erfahrung in diesen Bereichen gesammelt zu haben?

Ein verpflichtendes Sozialjahr könnte diese Lücke schließen. Es würde nicht nur Wissen, sondern auch Empathie und Bodenhaftung schaffen. Es würde Politikerinnen näher an die Menschen bringen, deren Leben sie beeinflussen – und Bürgerinnen zeigen, dass ihre Stimmen gehört werden.

Fazit

Unsere Demokratie braucht Politikerinnen, die verstehen, worüber sie entscheiden. Nicht aus Büchern, sondern aus Erfahrung. Ein verpflichtendes Sozialjahr wäre kein Angriff auf die Politik, sondern eine Einladung, sie besser zu machen. Eine Brücke zwischen Theorie und Praxis, zwischen Politikerinnen und Bürger*innen.

Denn Verantwortung braucht Erfahrung. Und Empathie beginnt dort, wo man die Welt durch die Augen eines anderen sieht. Oder, um es charmant zu sagen: Wer nicht bereit ist, eine Schicht in der Pflege zu übernehmen, hat vielleicht nichts auf einem Ministerposten zu suchen.

Du hast Lust gleich weiter zu lesen? Vielleicht wäre der Beitrag etwas für Dich:   Warum ‘sozial schwach’ ein Unwort ist

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Schlecht gelaunt durch die Pubertät

 

Als ich neun Jahre alt war, kam die Wende. Ich komme aus einer Stadt, die selbst für DDR-Verhältnisse hinterwäldlerisch war. Bei uns kam alles ein bisschen später.
Meine Lieblingslehrerin arbeitet jetzt an der Pommesbude, weil sie bei der Stasi war.

Während meine Mitschülerinnen stolz ihre Brustansätze in floralen Bodies zeigen, verschwindet mein Body in übergroßen Totenkopf-T-Shirts.

In einer Erinnerung übe ich mit einer Mitschülerin eine Choreographie zu Madonnas „Like a Virgin“, in einer anderen sitze ich mit einer anderen Mitschülerin auf einer Friedhofsbank und wir trinken Kellergeister, die wir vorher im Laden gezockt haben.

Meine Erinnerungen sind ein Kaleidoskop der unterschiedlichsten Kameradinnen, Cliquen, Diebstähle, Alkohol, Rauchen, Schule schwänzen, in Gärten einbrechen. Die Liste ist lang, die Konsequenzen selten.

Einmal wurden wir in der Hofpause beim Zigarettenklauen erwischt. Die Hofpause vor der Geschichtsarbeit. Polizei – Revier. Die Eltern meiner Klassenkameradin haben mich mitgenommen.
Konsequenzen?
Wir schrieben die Klassenarbeit nach. Der Detektiv kam nicht zur Verhandlung. Wir haben Hausverbot bekommen.
Ich weiß gar nicht, ob meine Mutter das je erfahren hat. Mein Bruder hat mich zur Verhandlung begleitet, er war damals schon 16. Ich habe ihm dafür zwei Ohrlöcher stechen lassen.

Es kann sehr schnell gehen, dass man abrutscht. Alles geht so schnell. Meine Pubertät ist wie ein Jahrmarkt in meinem Kopf. Viele Eltern merken das gar nicht.

Ich war nie ein Mitläufer. Ich war orientierungslos, gelangweilt, ohne Perspektive.

Aber kein Mitläufer. Manche Leute wurden mir zu grob, zu asozial. Alkohol, Frauen wurden geschlagen. Eine Kneipe wurde überfallen – der Typ wohnte im Block darüber, natürlich wurde er geschnappt. Es gab viele Schlägereien. Überfälle.

Ich fand meinen Weg zu einer Kinder- und Jugendfarm, wo Kiddies Hütten bauen konnten. Das Beste, was mir passieren konnte.
Der erste Lichtblick, der mein Leben in geordnete Bahnen lenkte.
Diese Einrichtung hat mir das Leben gerettet. Und die Gelder für solche Einrichtungen wurden schon damals massiv gekürzt.

Das ist heute eines meiner großen Anliegen.

Dem sozialen Engagement mehr Aufmerksamkeit und Glanz zu verleihen.
Denn bei Streetworkern, Sozialarbeitern und im gesamten Sozialbereich wird nur mit dem Rotstift hantiert.

Interessieren dich mehr Geschichten aus einer rebellischen Jugend?
Dann schau auf meinen Blog.
Oder schreibe mir eine Nachricht und ich schreibe im Blog mehr darüber.

ein Mädchen schaut ängstlich in die Kamera, ein Mann hält ihr den Mund zu
TW: Sexualisierte Gewalt


Meine erste einschneidende Erinnerung, da muss ich gerade erst in die Schule gekommen sein, wenn überhaupt. Ich war mit einer Bekannten unterwegs.

Wir gingen am Friedhof entlang. Am Zaun stand ein älterer Mann mit seinem Ding in der Hand. Meine Begleiterin sagte, er masturbiere. Ich kannte den Ausdruck nicht. Ich habe mir auch nichts dabei gedacht, als ich wieder zu Hause war.

Für meine Begleiterin war es wohl eine größere Sache und sie erzählte es ihrem Vater, der Polizist war. Und da fing das Drama an. Ich musste auf die Wache gehen und Alben voller Straftäter durchsehen, um zu sehen, ob ich den Mann wiedererkannte.

Damals wusste ich noch nicht einmal, dass all diese Männer Straftaten begangen hatten, ich erkannte niemanden wieder.

Das Ende vom Lied war, dass das andere Mädchen ihre Aussage zurückzog und meinte, der Mann hätte wahrscheinlich nur gepinkelt.

Mein Gefühl sagt mir, dass man mir damals vorgeworfen hätte, ich hätte dramatisiert und so einen Aufstand gemacht. Aber ich erinnere mich nicht.

Ein paar Jahre später wurde es deutlicher. Im Plattenbau im Erdgeschoss wohnte ein älterer Herr, der immer an die Balkontür klopfte und sich einen runterholte.
Das Schlimme war, dass er auch eine Frau hatte. Und ein kleines Mädchen war auch öfter da.
Wir haben ein paar Mal geklingelt, um das Mädchen kennenzulernen, ob es ihm gut geht.
Aber es hat nie jemand aufgemacht.
Wir haben bei Nachbarn geklingelt und ihnen Bescheid gesagt. Aber niemand hat uns ernst genommen.
Irgendwann haben wir einfach nicht mehr auf das Klopfen reagiert.

Und heute frage ich mich, ob es derselbe Mann vom Friedhof war.

Aber der Gedanke drängt sich noch mehr auf: Ist das Mädchen unversehrt? Und hat wirklich keiner der Nachbarn etwas bemerkt?

Als ich etwa 12 Jahre alt war, fuhr ich mit meinem Klapprad nach Hause. Ich überholte einen Jungen. Ich wollte ihn nicht ärgern, ich war einfach schneller.
Er ist mir dann hinterhergefahren. Als ich ins Haus ging, um mein Fahrrad in den Keller zu bringen, hielt er mir plötzlich die Tür auf. „Schön“, dachte ich nur.
Er folgte mir in den Keller, drängte mich in eine Ecke und griff mir zwischen die Beine. Ich wehrte mich, schlug um mich. Ich erinnere mich nicht, auch nur einen Laut von mir gegeben zu haben. Es gelang mir, ihn wegzustoßen, ich rannte die Treppe hinauf und klingelte.
Er ist an mir vorbei, auf sein Fahrrad und weg.
Ich habe mein Rad wieder aufgehoben und bin zu meinen Klassenkameradinnen gefahren.
Sie haben mir nicht geglaubt.
Ich habe geschwiegen. Warum sollte ich lügen? Ich habe nie Geschichten erzählt, um mich wichtig zu machen. Warum sollte ich jetzt damit anfangen?
Ich habe den Vorfall schnell vergessen. Es war ja nichts passiert.

Es blieb nur das Gefühl, dass einem niemand glaubt.
Und ich bin fest davon überzeugt, dass jede Frau schon einmal sexualisierte Gewalt erlebt hat.
Viele bagatellisieren die Erinnerung:
Es ist ja nichts passiert.
Das ist doch normal.
Du hast es provoziert.
Hak es ab.


Und ich glaube, dass die meisten Frauen viel schlimmere Erfahrungen gemacht haben als ich.

Agatha Huxley mit 20 Jahren und Schildkröte in der Hand grinst in die Kamera.Adoleszenz

 

In der 8. Klasse bin ich sitzen geblieben. 

In meinen Cliquen wurden die Mädchen herumgereicht, und sowohl Mädchen als auch Jungen haben Sex bewertet, es gab Listen bzw Punkte.

Die ersten Mädels waren schon schwanger.

Boah, das war gar nicht meine Welt. Ich habe mir geschworen, ich nehme nur einen Typen, der noch nichts mit meinen Kameradinnen hatte.

Und dann habe ich jemanden kennen gelernt, der sogar ein Bücherregal hatte. Ich war hin und weg. Wir kamen ziemlich schnell zusammen. Und er hat mehr in mir gesehen, mich gefördert.

Das sitzenbleiben hat mich geerdet. Ich habe weniger geschwänzt und kam ganz gut durch bis zur 10. 

Es wurde Zeit sich eine Ausbildung zu suchen.

Durch das Hüttenbauen bei der Kinder- und Jugendfarm habe ich meine Liebe zum Holz entdeckt und eine Schreinerlehre gemacht. Ein schöner Beruf, aber ich konnte mir nicht vorstellen, bis Ende 60 Fenster und Möbel zu schleppen. 

Also habe ich mein Fachabitur gemacht. 

Man hat mir immer oft genug gesagt, wie dumm ich sei, aber durch eine abgeschlossene Lehre dauert ein Fachabi nur ein Jahr. Was hatte ich zu verlieren? 

Auch wenn meine Familie sagte, ich solle lieber arbeiten und Geld verdienen, das Fachabi schaffe ich sowieso nicht.

Ich habe es ohne große Schwierigkeiten geschafft.

Und jetzt? 
Auf Studieren war ich nicht vorbereitet. Es war absurd. Aber irgendwie auch verlockend. 

Ich habe mich für Journalismus beworben, aber dafür hätte ich eine zweite Fremdsprache lernen müssen. Englisch war mir schon zu viel.

Ich wollte Angewandte Kunst und Möbeldesign studieren und habe einen zweitägigen Eignungstest gemacht, aber die Professorinnen meinten, ich solle mich nächstes Jahr wieder bewerben und in der Zwischenzeit mein künstlerisches Talent weiter entwickeln.

Und ich habe mich für Buch- und Verlagswesen beworben, weil ich Bücher liebe.
Bei der Bewerbung war ich leicht betrunken und gab als zweiten Studienwunsch Wirtschaftsmathematik an. Mathematik hat mir schon immer Spaß gemacht. Für Buch- und Verlagswesen waren meine Zeugnisse zu schlecht.

Upps, entgegen den Erwartungen meiner Familie bin ich heute Diplom-Mathematikerin.

Ich habe das Studium nur aus Trotz durchgezogen und geschafft, mit dem Ansporn: Euch werd ich’s zeigen. Es war die Hölle! Ich bin ganz allein in eine fremde Stadt gezogen.
Die meisten Kommilitonen kamen vom Gymnasium, Leistungskurs Mathe. Im ersten Semester kamen Formeln, von denen ich noch nie gehört hatte, für die anderen waren das Fingerübungen.

Die anderen kamen aus elitäreren Kreisen.

Ich war total überfordert. Ich habe keinen Anschluss gefunden. Ich habe viel Wein getrunken. Irgendwann habe ich mich selbst verletzt, um mich zu spüren.

Es tut heute noch weh, wenn ich an diese Zeit zurückdenke. Aber so schmerzhaft es auch war, es war wie eine neue Geburt.
Damals entstand meine erste veröffentlichte Geschichte:
Januarnacht. In der Anthologie: Und niemand glaubt an mich?!

Ich kann euch aus eigener Erfahrung sagen:
Glaubt an euch!
Glaubt an eure Mitmenschen.
Viele haben einfach keine Perspektive, aggressives Verhalten ist oft ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Statt mit Vorurteilen um sich zu werfen, schaut hin, schaut hinter die Fassade.

Dahinter stecken oft schöne Menschen, nur ihre Wunden machen sie hässlich.

Ich hatte das Glück, dass jemand mehr in mir gesehen hat. Und ich habe viele Menschen getroffen, die mehr in mir gesehen haben.

Heute bin ich erfolgreich selbständig. Ich lebe mit Mann und Hund in einem eigenen Haus im idyllischen Teufelsmoor.

Und das können so viele andere, die von der Gesellschaft ausgeschlossen sind auch erreichen.

Nein, nicht jeder kann es schaffen. Aber in vielen steckt bedeutend mehr Potentail, als die Gesellschaft in ihnen sieht.

Interessieren dich mehr Geschichten wie ich mir selbst zu einem erfolgreichen Leben verholfen habe?
Dann schau auf meinen Blog.
Oder schreibe mir eine Nachricht und ich schreibe im Blog mehr darüber.

Warum ich schreibe

 

Schreiben ist Selbstreflexion.

Durch das Schreiben erkläre ich mir die Gesellschaft, tauche durch meine Geschichten in neue Perspektiven ein.

Ich liebe das Tiefseelentauchen.

Ich schreibe die Geschichten, die ich gebraucht hätte, als ich jung war.

Ich möchte die Gesellschaft durch das Schreiben ermutigen, hinzuschauen statt wegzuschauen.

Ich möchte den Underdogs der Gesellschaft eine Stimme geben, weil ihnen niemand zuhört, weil sie niemand wahrnimmt.

Ich möchte die Gesellschaft besser machen.
Ich möchte Menschen ermutigen, über sich hinauszuwachsen.
Ich weiß, wie schwer es ist, abgeschrieben zu werden.
Jeder Mensch verdient ein Leben in Würde.
Und viele verlieren ihr Leben im Schmerz und nicht in der Hoffnung.

Ich habe einen Traum, in dem jeder Mensch gleich ist.
Ich habe einen Traum, in dem jede Frau laut und wütend sein darf.
Ich habe einen Traum, in dem jede Frau sich selbst gefällt, ohne die Erwartungen anderer erfüllen zu müssen.
Ich habe einen Traum, in dem jede Frau ohne Angst lebt.
In meinem Traum gibt es keine Angst, nicht zu genügen, keine Angst vor Übergriffen, keine Angst vor Gewalt.
In meinem Traum ist jede Frau frei. Frei in ihren Entscheidungen. Frei ihr Leben zu leben.
In meinem Traum kann eine Frau glücklich und erfüllt sein, auch ohne Mann, auch ohne Kind.

Mein Traum wird seit Jahrhunderten geträumt.
Mein Traum ist für viele Frauen zum Alptraum geworden.
Das wirkliche Leben vieler Frauen ist ein Albtraum.

Ich habe einen Traum, in dem alle Menschen gleich sind.
Ich habe einen Traum, in dem es kein Outing gibt, weil jede Sexualität selbstverständlich ist.
In meinem Traum lächle ich und bin ruhig.
In meinem Traum bin ich glücklich, ein Teil dieser Gesellschaft zu sein.

Ich weiß, es ist nur ein Traum.
Ein Traum, den viele träumen.

Träumst du mit mir?


Dann schau auf meinen Blog.

Meine Werte

 

Als ich in der Schule mal wieder aus der Klasse geflogen bin und zum Direktor musste, sagte er zu mir: “Du hast einen sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, du weißt nur nicht, wie man ihn richtig einsetzt.

Ich weiß bis heute nicht, was er damit meinte, war ihm die Inkompetenz dieser beiden Lehrer bewusst, bei denen es keine 5 Minuten dauerte, bis ich rausflog?

Jedenfalls habe ich einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Das dachte ich sehl lange.

Aber was ist gerecht?
Dass es keine Ausbeutung gibt. Dass alle Menschen gleich sind und die gleichen Chancen haben. Dass Gewalttaten angemessen bestraft werden.
Wer Gerechtigkeit will, muss auch gerecht handeln, sich selbst gegenüber, aber auch in der Erwartung der anderen.

Und wer definiert was gerecht ist?

Gerechtigkeit kann sehr subjektiv werden.

Bin ich immer gerecht? – Fast immer.
Mir selbst gegenüber? – Niemand ist mir gegenüber strenger als ich.
Den anderen gegenüber? – Unmöglich! Jeder hat seine eigene Realität, jeder hat andere Erwartungen.

Gerechtigkeit ist von der Natur nicht vorgesehen.
Es gilt das Recht des Stärkeren. Fressen oder gefressen werden.

Gerechtigkeit ist ein moralisches Konstrukt der Menschen, um Ordnung zu halten. Um Verbrechen zu sühnen.

Dafür stehe ich:
– Authentizität
– Sinnhaftigkeit
– Ehrlichkeit

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